Vorbereitung
Gute Vorbereitung ist ein weiterer Schlüssel dazu, dass Menschen gerne mit uns arbeiten. Denn wer kennt es nicht? Ein Job würde leicht von der Hand gehen, hätten alle im Vorfeld ihren Teil beigetragen. Stattdessen ver(sch)wendet man im Team viel Zeit und Energie, um überhaupt alle Beteiligten auf den gleichen Stand zu bringen.
Ob auf der Theaterbühne oder bei einem Dreh – Vorbereitung entscheidet über den Erfolg. Sie reduziert mentale Belastung, schafft Raum für künstlerische Freiheit und beeinflusst maßgeblich, wie professionell Darstellende wahrgenommen werden. Doch welche Faktoren genau sind essentiell für eine gute Vorbereitung?
Der Flow
Flow ist einen Zustand völliger Vertiefung, in dem Arbeit leicht von der Hand geht.
Gerade auf der Bühne ist der Flow nicht nur eine individuelle Erfahrung, sondern auch ein gemeinschaftliches Phänomen.
Warum Vorbereitung über Professionalität entscheidet
Verlässlichkeit in Produktionen
Gute individuelle Vorbereitung gibt dem gesamten Team Sicherheit, spart Zeit und ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Stück.
Was selbstverständlich erscheint, stellt sich oft als Hindernis dar. Daher sollten Texte ehest baldig gelernt werden, Choreographien wiederholt, Auf- und Abgänge (auch Änderungen) notiert werden. Je mehr Grundgerüst bei allen Beteiligten bereits vorhanden ist, umso intensiver und tiefgehender kann gearbeitet werden. Texte, Choreographien oder Lieder müssen also weitgehend selbstständig zu eigen gemacht werden.
Künstlerische Tiefe und Routine
Wenn Grundstrukturen verinnerlicht sind, bleibt Raum für Ausdruck und Improvisation.
Jede Performance stellt hohe Anforderungen an unser Gehirn: Text lernen, Handlung verstehen, Schlüsselmomente kennen, Emotionen abrufen, auf Szenenpartner:innen reagieren – all das erfordert höchste Konzentration.
Psychologische Studien zeigen jedoch, dass unser Gehirn nur eine begrenzte Kapazität für Aufmerksamkeit hat:
Ein hilfreiches Bild ist der Scheinwerferkegel auf einer dunklen Bühne: Was im Lichtkegel liegt, nehmen wir wahr, was außerhalb liegt, bleibt uns verborgen und ist unmöglich zu greifen. Durch gezielte Vorbereitung richten wir den Scheinwerferkegel auf weitere wesentliche Dinge. Wir verschwenden unsere wertvollen Kapazitäten nicht auf persönliche Unsicherheiten und daher notwendige Improvisation, sondern richten sie auf die künstlerische Arbeit.
Gut vorbereitete Darsteller:innen haben Texte, Bewegungen, Abfolgen und Absprachen verinnerlicht, dass mehr Raum für das bleibt, was wirklich zählt: die Verkörperung und die emotionale Tiefe der Performance.
Der Flow
Auch hier gilt: Wer das Skript und Rolle verinnerlicht hat, kann ins Spielen kommen. Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi beschreibt den Flow als einen Zustand völliger Vertiefung, in dem Arbeit leicht von der Hand geht. Eine gründliche Vorbereitung begünstigt diesen Zustand:
- Je ausführlicher die Basis einstudiert wurde (Text, Bewegung, Stückinterpretation, und dgl.), desto besser können sich die Darstellenden voll auf die Szene konzentrieren.
- Durch die Sicherheit, die man dadurch bekommt, tritt der innere Kritiker bzw. die innere Kritikerin in den Hintergrund – die Performance wird intuitiv.
- Das Publikum spürt diese natürliche Präsenz und wird stärker ins Geschehen gezogen.
Flow entsteht, wenn eine Aufgabe herausfordernd, aber nicht überfordernd ist. Vorbereitung sorgt dafür, dass die Balance zwischen Kontrolle und Spontanität stimmt.
Gerade auf der Bühne ist der Flow nicht nur eine individuelle Erfahrung, sondern auch ein gemeinschaftliches Phänomen. Wenn alle Mitwirkenden sich aufeinander einlassen und auf Impulse aus der Szene reagieren, entsteht eine lebendige, organische Dynamik. Dialoge wirken natürlicher, Timing und Rhythmus finden sich fast automatisch, und die Verbindung zwischen den Spielenden wird spürbar. Diese Art von harmonischem Zusammenspiel trägt dazu bei, dass die Szenen authentisch und mitreißend wirken – sowohl für die Darstellenden selbst als auch für das Publikum.
Vorbereitung als Schlüssel zur künstlerischen Freiheit
Auf der Bühne geht es darum, präsent zu sein, Emotionen spürbar zu machen und das Publikum in eine andere Welt zu entführen. Doch wahre Spontanität entsteht nicht aus dem Nichts – sie ist das Ergebnis solider Vorbereitung. Je sicherer der Text, die Abläufe und das Verständnis der Rolle, desto freier kann gespielt werden.
Die besten Darsteller:innen sind die, die sich nicht allein auf ihr Talent verlassen. Talent, Disziplin und Vorbereitung sind eins.
Welche Erfahrungen hast du in den Vorbereitungsprozessen gemacht? Teilst du diese Einschätzungen?
Im nächsten Blogbeitrag geht es mit der Reihe „Easy to work with“ weiter.
Bis dahin wünsche ich dir alles Liebe,
Bettina