Der leere Kalender: Wie Angst und Lethargie die Kreativität bremsen
Kennst du das Gefühl, nach einer intensiven Phase der Buchungen plötzlich vor einem leeren Kalender zu sitzen? Deine Tage waren gut durchgetaktet, deine Zeit vollgepackt mit Engagements, Unterricht oder Projekten. Doch dann endet diese Phase, sei es weil ein Engagement ausläuft, die Buchungslage sinkt oder die Schüler:innen weniger werden.
Am Anfang scheint es wie eine Befreiung – Zeit für dich selbst, Ruhe für Körper und Geist. Aber während die Tage vergehen und der Kalender leer bleibt, schleicht sich eine unangenehme Leere ein. Plötzlich wird der Mangel an Struktur spürbar, und du bemerkst, dass zwar der Körper sich erholt hat, aber die Motivation fehlt, etwas zu unternehmen. Ziele geraten in den Hintergrund, und das Gefühl von Stillstand nimmt zu.
Die Angst als heimlicher Begleiter
In solchen Phasen ist es wichtig, der Ursache für das Verhalten auf den Grund zu gehen. Ein häufiger Auslöser für diese Blockade ist Angst. Vielleicht ist es die Angst vor Ablehnung, die Sorge, keinen Job mehr zu finden, oder die Angst vor Veränderung und Fehlern.
Angst kann ein starker Motivator sein, vor allem, wenn sie in kleinen Dosen auftritt. Doch wird die Amygdala, die in unserem Gehirn unter anderem für die Furchterkennung zuständig ist, zu häufig aktiviert, kann sie uns lähmen. Anstatt zu Höchstleistungen anzuspornen, bremst sie uns aus. Wenn äußere Anforderungen fehlen, fällt es vielen schwer, den Alltag zu strukturieren. Das führt oft zu einer Blockade, die von inneren Konflikten und Selbstzweifeln genährt wird.
Wenn du länger in diesem Zustand bist und du dir nicht sicher bist, ob du es aus diesem Zustand alleine heraus schaffst, kann es ratsam sein, dass du dir Unterstützung durch medizinisches oder therapeutisches Fachpersonal suchst.
Die Auswirkungen auf Künstler:innen
Für Künstler:innen kann diese Art von Angst besonders lähmend wirken. Wenn die Bestätigung von außen fehlt, wie es häufig bei einem leeren Kalender der Fall ist, verstärken sich Unsicherheit und Zweifel an der eigenen Kompetenz. Es entsteht ein Teufelskreis: Die Angst vor dem Scheitern führt dazu, dass Herausforderungen wie Bewerbungen oder die Suche nach neuen Projekten aufgeschoben werden. Das Vermeidungsverhalten führt zu noch mehr Isolation und lähmt die kreative Schaffenskraft.
Physisch kann diese Angst auch Symptome wie Verspannungen, Antriebslosigkeit und eine allgemeine Lethargie hervorrufen. Da wir hier auf Selbstdisziplin angewiesen sind, geraten wir häufig eine Abwärtsspirale: Wir kommen nicht mehr in Gang und die Angst wächst weiter. Der Mangel an Struktur und sozialen Kontakten verstärkt das Gefühl der Isolation und kann die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Strategien gegen die Blockade
Es gibt jedoch Wege, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und wieder aus der Blockade herauszufinden. Zunächst einmal hilft es, sich mit der Angst auseinanderzusetzen und sie nicht zu verdrängen. Eine hilfreiche Strategie ist die schrittweise Konfrontation mit den angstauslösenden Aufgaben. Anstatt sich von der Leere des Kalenders überwältigen zu lassen, kann es helfen, kleine, erreichbare Ziele zu setzen. Der Aufbau von Netzwerken, der Austausch mit anderen Künstler:innen oder die Unterstützung durch Mentor:innen kann helfen, die Isolation zu überwinden und die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken.
Eine feste Tagesstruktur ist ebenfalls ein effektives Mittel, um den Tag zu organisieren und sich wieder auf kreative Prozesse einzulassen. Dabei können Misserfolge als Lernchancen betrachtet werden, anstatt sich von ihnen lähmen zu lassen.
Praktische Übungen für deinen Alltag:
Die 4-7-8 Atmung
Dein Atem kann wesentlich zu deiner Entspannung beitragen. Tiefe Atemzüge in den Bauch, insbesondere, wenn die Ausatmung länger ist als die Einatmung, aktivieren unser parasympathisches Nervensystem.
Die 4-7-8-Atemtechnik (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden anhalten, 8 Sekunden ausatmen) kann beruhigend bei Angst wirken. Sie hilft uns das Nervensystem zu regulieren und reduziert so die Angst.
Tipp: Wenn du es anfangs nicht schaffst, die vorgegebenen Sekunden zu halten, verringere die Dauer. Wichtig ist, dass die Einatmung hier kürzer ist als die anderen beiden Schritte. Die Ausatmung sollte am längsten sein. Du kannst dich dann Schritt für Schritt hinarbeiten.
Step-by-Step Challenge
- Schreib dir eine Aufgabe auf, die du normalerweise vermeidest. (Bsp.: Bewerbungen schicken, Caster anrufen, Datenbanken überarbeiten…)
- Unterteile die Aufgabe in kleine, machbare Schritte.
Erfolgsjournal
Schreibe dir jeden Tag 3 kleine Erfolge auf, die du gemeistert hast, um deinen Fokus wieder auf positive Dinge zu lenken.
Wenn du mit der Step-by-Step Challenge arbeitest, kannst du die beiden Übungen gut miteinander verbinden.
Fazit: Der Weg aus der Lähmung
Angst kann in der Welt der Kunst ein mächtiger Motivationshemmer sein. Sie führt zu einer kreativen Lähmung, wenn äußere Strukturen fehlen und innere Konflikte sowie Selbstzweifel die Oberhand gewinnen. Doch mit den richtigen Strategien – wie der Konfrontation mit der Angst, der Schaffung von Struktur und dem Aufbau von Unterstützungsnetzwerken – lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen. So kann die kreative Produktivität wiederhergestellt und die Freude am Schaffen zurückgeholt werden.
Denke daran: Auch in den Phasen des Stillstands kannst du neue Wege finden, um dich wieder mit deiner Kreativität zu verbinden. Dein Kalender ist nicht leer – er ist eine Einladung, neue Möglichkeiten zu entdecken.
Ich hoffe, dieser Artikel konnte dir ein paar wertvolle Impulse mitgeben. Denk daran, jeder Tag bietet neue Chancen – und manchmal entsteht genau aus Leere ein Raum für frische Ideen.
Alles Liebe
Bettina