Veränderungen: Entscheidungen treffen

Veränderungen: Entscheidungen treffen – Kopf, Bauch und Körper im Einklang

Veränderungsprozesse erfordern Entscheidungen – und oft fühlen sich diese an wie eine schwere Last. Soll ich mich krankmelden oder doch einen weiteren Tag durchhalten? Soll ich dieses Engagement annehmen oder lieber das andere? Urlaub buchen oder verfügbar bleiben? Entscheidungen können Freude bereiten, doch sie können uns auch lähmen. Gerade wenn es viele Optionen gibt, kann unser Geist ins Grübeln geraten, und die sogenannte Entscheidungsparalyse setzt ein.

Je wichtiger die Entscheidung, desto intensiver ist oft der innere Konflikt. Und davon gibt es viele: Studien zeigen, dass wir täglich zwischen 20.000 und 35.000 Entscheidungen treffen – von automatisierten Alltagsentscheidungen wie „Porridge oder Rührei?“ bis hin zu den großen Wendepunkten des Lebens. Doch wie schaffen wir es, Entscheidungen zu treffen, ohne uns in Grübeleien zu verlieren?

Die Grundlage: Klarheit über Wünsche, Werte und Prioritäten

Starke Entscheidungen basieren darauf, zu wissen, wer wir sind und was wir wollen. Wenn unsere Wünsche, Werte und Prioritäten klar sind, fallen viele Entscheidungen leichter, weil wir Optionen von vornherein ausschließen können, die unseren Zielen nicht entsprechen.

Unser innerer Berater:innenstab: Kopf, Bauch und Körper

Jede Entscheidung sollte sich auf drei Hauptsäulen stützen:

  • Der Kopf
    Unser Verstand ist bei komplexen Entscheidungen unerlässlich. Er analysiert, wägt Vor- und Nachteile ab und ermöglicht eine rationale Herangehensweise.
    Aber: Dieser Bewertungsprozess kann ermüdend sein und wertvolle Ressourcen binden.

  • Das Bauchgefühl
    Intuition basiert auf unserem Erfahrungsschatz und kann schnell und treffsicher sein. Studien zeigen, dass intuitive Entscheidungen in bis zu 80 % der Fälle zielführend sind.
    Aber: Das Bauchgefühl greift nur auf bereits gespeicherte Daten zurück – es ist also automatisch durch frühere Erfahrungen eingeschränkt. Zusätzlich müssen wir auch noch in der Lage sein, diese Botschaften zu registrieren.
  • Der Körper
    Auch unser Körper speichert Erlebnisse als körperliche Empfindungen. Er sendet Signale, die uns bei Entscheidungen unterstützen. 
    Aber: oft überhören wir sie und geben dem Verstand und (seltener) unseren Emotionen mehr Raum. 

Körperwahrnehmung: Der oft übersehene Schlüssel

Stress, Angst oder Überforderung können uns von unserem Körper „entkoppeln“. Wir sind es gewohnt, unsere Aufmerksamkeit unseren Gedanken oder Gefühlen zu widmen. Signale unseres Körpers blenden wir aus. Selbst wenn wir mit unseren Körpern arbeiten, liegt der Fokus im Regelfall darauf, eine Botschaft ins Außen zu transportieren. Die tatsächlich körperliche Wahrnehmung im Inneren fehlt. Daraus resultieren oft körperliche Symptome, Unwohlsein, (habituelle) Verspannungen und im schlimmsten Fall Verletzungen und Krankheit.
Dabei ist der Körper ein wertvoller Ratgeber – auch wenn es um Entscheidungen geht.

Praktische Übungen: Wie kannst du deinen Körper besser wahrnehmen?

Aufmerksamkeitsübung für Einsteiger:innen

Aufmerksamkeitsübung für den Einstieg

Konzentriere dich in dieser Übung nur auf deine Wahrnehmung ohne etwas zu bewerten oder zu verändern. 

  • Schließe die Augen und fokussiere dich auf deine Sinne: Was hörst, fühlst, riechst und schmeckst du?
  • Beobachte deine Atmung: Wie fließt der Atem? Welche Qualität hat er?
  • Spüre in deinen Körper hinein: Was fühlt sich leicht, weit und angenehm an? Wo gibt es Enge oder Schwere?

Lenke deine Aufmerksamkeit auf die Erfahrungen von Außen in das Innere deines Körpers.

Meditation: Regelmäßiges Innehalten reduziert Stress und stärkt die innere Ruhe. Lass deine Gedanken wie Wolken vorbeiziehen – oder schreibe sie auf, um sie aus dem Kopf zu bekommen.

Freier Tanz: Bewegung ohne Ziel oder Vorgaben bringt dich in Kontakt mit deinem Körper. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Ausdruck.

Bewusste Spaziergänge: Achte auf deine Schritte, die Luft auf der Haut oder die Bewegungen deiner Muskeln.

Unstrukturierte Bewegungen:  Alle Bewegungen, die gewohnte Verhaltensmuster und Strukturen aufbrechen unterstützen die Verbindung zum eigenen Körper. Beispiele hierfür sind das Spielen mit Kindern, das Herumtollen mit Tieren, aber auch einfaches Schütteln oder die Non-Linear Movement Method

Nach und nach können diese Methoden zum besseren Verständnis der Signale unserer Körpers beitragen. Umso besser und nuancierter das gelingt, umso mehr Informationen stehen dann auch für Entscheidungsfindungen zur Verfügung.

Nutze bei kleinen Entscheidungen ein inneres Bild einer Ampel:

  • Grün steht für Ja,
  • Rot für Nein,
  • Gelb für Unentschlossenheit.

So funktioniert’s:

    • Stelle dir die Entscheidung vor (z. B. „Schnitzel oder Pasta?“). Welche Farbe zeigt die Ampel?
    • Spüre nach: Wie reagiert dein Körper? Wo spürst du etwas? Wie fühlt sich das an? Welche Qualität hat die Empfindung? Tauchen Bilder dazu auf?
    • Schreibe deine Beobachtungen auf. Besonders bei Gelb kannst du zu einem späteren Zeitpunkt prüfen, ob sich die Wahrnehmung verändert hat. Damit sammelst du noch mehr Informationen über deine individuellen Wahrnehmungen, die künftig zu mehr Klarheit führen können.

    Hinweis: Hab ein wenig Geduld. Die Unterscheidungen sind anfangs meist nur grob möglich, mit etwas Übung können sie aber rasch nuancierter werden.

Fazit: Nutze alle drei Berater:innen

Um klare und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, ist es von Bedeutung, Verstand, Bauchgefühl und Körperwahrnehmung einzubeziehen. Jede dieser Instanzen bringt einzigartige Einsichten mit: Der Verstand analysiert, das Bauchgefühl liefert intuitive Impulse, und der Körper gibt subtile Signale und komplettiert das Bauchgefühl.

Mit Übung und bewusster Aufmerksamkeit können wir lernen, alle drei Ratgeber miteinander zu verbinden und dadurch unsere Handlungsfähigkeit stärken. Nur wenn Kopf, Bauch und Körper im Einklang sind, treffen wir Entscheidungen, die nicht nur nachhaltig, sondern auch erfüllend sind.

Ich wünsch dir viele spannende Erkenntnisse beim Deuten der Signale deines Körpers. 

Alles Liebe

Bettina

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